aj’s trivia (#69)


Foto: Yasemin Roos
 
aj’s trivia*
(Folge 69)
 
*trivia: „wissenswerte Kleinigkeiten, „dies und das, manchmal auch Kurioses“ [Wikipedia]
 
Freitag, 18. Mai 2018. 16. Hochzeitstag. 16 Jahre bin ich jetzt schon mit der besten Ehefrau von allen verheiratet und wir haben uns überlegt, dass wir noch ein paar Jahre dranhängen. Macht Spass. Fühlt sich gut an. Darf bleiben.
 
Zur Feier des Tages gehen wir heute nicht etwa schick essen. So mit ganz viel Tam-Tam und Brimborium. Nö. Stattdessen werde ich nachher zu unserem Lieblings-Sushi-Mann dackeln und einmal „die Karte rauf und runter zum Mitnehmen“ bestellen. Und dann setzen wir uns auf unsere Terrasse, futtern Sushi und probieren dazu die diversen Gins, die ich zum 5jährigen Atelier-Jubiläum am 1. Mai (noch mal DANKE dafür!) geschenkt bekommen habe. Also ein typischer Hochzeitstag, wie er uns gefällt – und wie im Übrigen auch unsere Geburtstage begangen werden. Beim Feiern macht uns echt keiner was vor …^^
 
 

 
Diese Woche ging ein besonderes Kapitel für mich zu Ende: ich bin nach langem Zögern aus der Facebook-Gruppe „MODELBOX“ ausgetreten und ich hoffe, dass ich es nicht irgendwann bereuen werde. Denn: wo soll ich jetzt all das interessante „Futter“ für meine trivia herholen? Wer inspiriert mich jetzt für meine launigen Aufsätze zu den diversen fotografischen Themen? Tatsächlich gab es viele Steilvorlagen aus Diskussionen in dieser Gruppe, aber genug ist genug. Und ein paar Themen habe ich mir ja noch notiert – alles Dinge, die irgendwann mal in der „Box“ aufgepoppt sind und bei deren Lesen ich mir immer mal wieder meinen Kopf an der Schreibtischkante weh getan habe (wie gesagt: „genug ist genug“).
 
Zum Beispiel dieses hier:

Für einen guten Porträt-Workshop müssen zwingend professionelle Models gebucht werden – sonst lohnt es sich nicht für die Teilnehmer

Als ich das damals gelesen hatte, wusste ich nicht, ob ich die Aussage an sich oder die Tatsache, dass die meisten in der Gruppe ihr beipflichteten, schlimmer fand. Diskutanten, die eine andere Position einnahmen, wurden als „unprofessionell“ abgekanzelt und das fand ich schon merkwürdig. Es zeigte mir nur, dass viele (die allermeisten) entweder vergessen haben oder es schlicht nie wussten, dass Foto-Workshops etwas ganz anderes sind als das, was zumeist auf dem Markt angeboten wird. Model-Sharings sind keine Workshops, sondern … Model-Sharings. Workshops, auf denen die Teilnehmer 90% der Zeit fotografieren, sind selten Workshops. Sondern … Model-Sharings. Das ist nicht weiter schlimm – gut organisierte Model-Sharings haben jederzeit ihre Berechtigung. Sie sind nur eines nicht … sie sind keine Workshops. Bei einem Workshop steht im Vordergrund, dass der Teilnehmer etwas lernt. Kann der Lerneffekt aber tatsächlich gross sein, wenn stundenlang ein professionelles Model abfotografiert wird? Wäre der Lerneffekt nicht viel höher, wenn der Teilnehmer ein unerfahrenes Model oder gar einen ganz „normalen“ Menschen fotografieren muss/darf und dabei vom Workshop-Leiter gecoacht wird? Im Zweifel nimmt ein Teilnehmer bei einem solchen Workshop natürlich viel weniger „schöne Bilder“ mit nach Hause, aber ist das tatsächlich der Grund, einen Workshop zu besuchen? „Schöne Bilder“ zu machen? Kann man zumindest trefflich drüber streiten, oder? Ich jedenfalls werde voraussichtlich im nächsten Jahr einen mehrtägigen Workshop (vielleicht auf Mallorca) ohne Models anbieten. Und da freue ich mich schon sehr drauf … (wer an so etwas interessiert ist, kann mir ja mal eine unverbindliche Nachricht schicken).
 
 

 
Solche Themen werden mir also in der Zukunft ein bisschen fehlen, aber andererseits ergeben sich viele Dinge einfach auch durch Nachrichten, die ich bekomme. So wie diese hier:

„Hallo Andreas, mit großer Begeisterung habe ich Dein Buch „Sensual Nude“ gelesen und jetzt habe ich gesehen, dass Deine neue Publikation „aj special: 5 years“ auf dem Markt ist und da wollte ich mal fragen, ob Du da auch technischer Erklärungen zu den Bildern lieferst? Dann würde ich das nämlich kaufen. Nur Bilder interessieren mich nicht – ich will nämlich etwas lernen.“

Ich habe ihm wahrheitsgemäß geantwortet, dass in meinen Bildbänden und Magazinen keine technischen Erklärungen enthalten sind und dass dies eine grundsätzliche Entscheidung von mir ist. Künftige Ausgaben von „aj“ werden zwar mehr Text-Anteil haben, allerdings hat dies nichts mit Technik zu tun – ich werde sogar die bisherigen Informationen zur verwendeten Kamera streichen und warum tue ich das? Weil ich es nicht wichtig finde! Ich hätte auch gern in meinem Buch „Sensual Nude“ auf derlei technische Angaben verzichtet, aber da hat der Verlag sein Veto eingelegt (im Übrigen einer der Gründe, warum ich wahrscheinlich kein Buch mehr für einen Verlag schreiben werde).
 
 

 
Millionen von Tutorial und Videoclips lassen fotografisch Interessierte glauben, dass der Weg zum gewünschten Foto nur über die „richtige“ Kameraeinstellung führt, aber ich halte das – ab einem gewissen Grad – nicht nur für falsch, sondern auch für irreführend. Weil es von den wesentlichen Dingen ablenkt, die viel wichtiger sind. Ich bin der Meinung, dass man aus JEDEM Bildband (ohne Text!) mehr lernen kann über gute Porträt-/Aktfotografie als aus klassischen Lehrbüchern. Natürlich muss man sich in der Regel erst mal ein gewisses technisches Basiswissen drauf schaffen, aber das ist in der Regel schnell abgehandelt.
 
Ich werde ganz sicher irgendwann (vielleicht schon nächstes Jahr) noch mal ein Buch schreiben. Aber höchstwahrscheinlich ohne Verlag und dadurch dann zu 100% so wie ich will. Eine Mischung aus Anekdoten, Bildern und ganz viel trivia (incl. Beobachtungen aus der „Szene“). Und völlig ohne Exif-Daten und technische Erklärungen. Dafür mit Geschichten rund um die Entstehung der Bilder (inkl. „Pleiten, Pech und Pannen“). Ich finde das spannend und würde mich über Euer Feedback und ggf. Anregungen hierzu freuen …
 
 

 
Aus dem aj special „SASKIA„. Ich habe zu diesem Bild bereits etliche Fragen gestellt bekommen. Die beiden häufigsten: „Ist Saskia wirklich so klein?“ und „Ist der Mais wirklich so hoch?“.
 
Die Antwort lautet übrigens „JA!“. :)
 

In diesem Sinne: haltet die Ohren steif und bleibt mir gewogen …
 
Cheers!
Andreas