aj’s trivia (#67)


Foto: Yasemin Roos
 
aj’s trivia*
(Folge 67)
 
*trivia: „wissenswerte Kleinigkeiten, „dies und das, manchmal auch Kurioses“ [Wikipedia]
 
Freitag, 4. Mai. Vor genau drei Wochen gab’s die letzte trivia – noch nie habe ich so lange Pause gemacht und offen gestanden kommt sie mir auch gar nicht so lange vor. So viel ist in der Zwischenzeit passiert – mein Körper teilt mir in den letzten Tagen mit: ein bissi ZU viel. Aber hey – die Geister, die ich rief und so …
 
Der Reihe nach: ich war zwei Wochen auf Mallorca und in der Zeit habe ich gemeinsam mit Katharina und Matthes meinem Bildband den letzten Schliff gegeben (dazu später mehr). Einen Tag waren wir dann bei Martin Krolop und seinem Team, der uns nachgereist ist, um eine Live-Sendung mit mir zu machen (natürlich habe ich dann auch Katha und Matthes mit vor die Kamera gezerrt). Wer live nicht dabei war, kann sich die ganze Sendung (knapp 5 Stunden inkl. Bonusmaterial) HIER kaufen. Mit dem Code „comeundone“ erhaltet Ihr 15% Rabatt.
 
 

 
Kaum zurück von Mallorca ging’s direkt nach Augsburg, wo ich für das zweite „Photography Meet’n’Speak“ auf der Bühne stand. Damit ich unterwegs nicht einschlafe (die letzte Nacht auf Malle war kurz) habe ich Matthes mitgenommen und unterwegs einfach mal eine neue Folge für unseren BUNT-Podcast aufgenommen. Hört mal rein – Ihr bekommt dann einen ganz guten Eindruck vom Augsburg-Event (zumal wir die letzte Stunde der Folge direkt NACH dem Event mit einigen Zuschauern/-hörern in der Veranstaltungshalle aufgenommen haben). Allen, die nicht dabei waren, kann ich nur mein Bedauern zum Ausdruck bringen: Ihr habt den Jahrhundertvortrag meines sehr geschätzten Kollegen Bob Sala verpasst. Ich sollte vielleicht sagen, dass Bob nicht selbst da war, sondern Marvin vorbei geschickt hat, der über Augenringe und Masturbation gesprochen hat (er weiss halt, wie man die Aufmerksamkeit auf sich zieht …;)). Und in der Folge bewies, dass er einer der wenigen echten Rock’n’Roller der Szene ist. Kunst geht ihm vor Kontostand – und das im wahrsten Sinne des Wortes (das einzig Tragische ist, dass es keine Aufzeichnung vom Event gibt; denn seinen Vortrag würde ich gern sehr viel mehr Menschen zeigen …).
 
Dank Marvin bin ich auch wieder ein paar Euro ärmer, aber ich bin ihm dankbar dafür; denn eine seiner Bildband-Empfehlungen war Ryan McGinleys „You and I“, den ich bereits vor ein oder zwei Jahren mal auf dem Zettel hatte (als der Bildband aber vergriffen und nirgends zu bekommen war). Während er noch darüber sprach, erfuhr ich, dass es offensichtlich eine Neuauflage dieses großartigen Bildbands gibt. Meine Empfehlung: wenn Ihr auf ungestellte, natürliche, rauhe, rohe und einfach nur großartige Porträts (angezogen und ausgezogen) steht, die während eines gemeinsamen Roadtripps entstanden sind, schlagt zu! Ich persönlich sehe in diesem Fall sogar darüber hinweg, dass der gute Ryan in Farbe fotografiert … :P
 
 

 
Montag Nachmittag war ich wieder zu Hause und die beste Ehefrau von Allen war zwischenzeitlich schon in Hamburg bei der Druckerei, um die neue Sonderausgabe „5 years“ abzuholen. Und damit die Abonnenten – die treuesten meiner Kunden – ihre Ausgabe auch tatsächlich als erste bekommen, haben wir die Lieferung noch schnell verpackt und zur Post gebracht. Um uns dann der Vorbereitung unserer 5-Jahres-Feier im Atelier am 1. Mai zu widmen. Was mal als kuscheliges Treffen geplant war, wuchs aufgrund der unerwartet zahlreichen Zusagen zu einer Großveranstaltung heran, die mir im Vorfeld tatsächlich etwas Sorge bereitete. Irgendwie ging dann aber trotzdem alles gut und das habe ich vor allem der besten Ehefrau von Allen zu verdanken, die sich einfach mal mehrfach klonte, um an allen Ecken und Enden gleichzeitig sein zu können …
 
Aber eigentlich will ich über all das gar nicht sprechen. Eigentlich will ich nur über meinen Bildband sprechen. Nein, eigentlich würde ich Euch gern viel mehr über die großartigen drei Jahre erzählen, die hinter Katharina und mir liegen. Allein mir fehlen ein wenig die Worte dafür (ich hoffe, sie bis zu unserer gemeinsamen Präsentationstour im Juli/August zu finden). Stattdessen vielleicht einfach mal ein Bild, das es nicht in den Bildband geschafft hat, was nicht bedeutet, dass ich es weniger schätze. Im Gegenteil: ich LIEBE es …
 
 

 
Die Aufnahme (die auf Mallorca entstanden ist) ist übrigens all jenen gewidmet, die nicht verstehen, warum man nach Mallorca (oder wohin auch immer sonst) in die Sonne fährt, wenn man dort Bilder macht, die man auch zuhause machen könnte. Natürlich hätte ich theoretisch (!) auch ein Hotelzimmer in Wuppertal buchen können, um eine solche Aufnahme zu machen. Und natürlich kann man eine solche Aufnahme theoretisch auch in diesem besagten Hotelzimmer machen. Katharina könnte sich genau so auf das Bett legen und in die Kamera schauen. Aber selbstverständlich käme nicht das Gleiche dabei heraus! Wer das denkt, hat meine Art der Fotografie wirklich nicht begriffen. Es geht in den meisten Fällen nicht darum, eine Person zu fotografieren, sondern das GEFÜHL und die STIMMUNG zu transportieren, das/die während der Aufnahme vorherrschend war. Mehr dazu schreibe ich irgendwann mal an anderer Stelle. (übrigens ist dies auch der gleiche Grund, warum die Live-Sendung mit Martin Krolop auf Mallorca eine ganz andere war als sie in meinem Atelier in Haan geworden wäre – deshalb hat all der Aufwand einen „Sinn“ ergeben – auch wenn ich die mallorquinischen Landschaften während der Live-Shootings nicht „angemessen“ in Szene gesetzt habe …)
 
 

 
Eine kleine Geschichte von Mallorca mag ich noch erzählen: gemeinsam mit Katharina und Matthes habe ich die verbliebenen 250 Bilder auf knapp 190 „eingedampft“ – die Reduktion musste sein, wollten wir die 320 Seiten nicht zu voll stopfen (wovon ich kein großer Freund mehr bin, wenn nicht das jeweilige Konzept ausdrücklich dafür spricht). Das Eindampfen klingt natürlich sehr viel einfacher als es tatsächlich war: immer und immer wieder haben wir die A4 Prints – sortiert nach Strecken – ausgelegt, angeschaut und diskutiert. Auch hier noch mal: einen solchen Prozess – zumindest in dieser finalen Stufe – sollte man auf keinen Fall am Rechner machen! Ausdrucken (zur Not auch einfach nur auf dem Laserdrucker) und hinhängen oder auslegen und immer wieder daran vorbeigehen und anschauen. Nur SO ergibt sich irgendwann ein Zusammenhang – möglicherweise ein roter Faden – den man benötigt.
 
Nach dem „Eindampfen“ und somit dem Verabschieden der finalen Bilder für den Bildband haben wir noch 25 Bilder ausgewählt, die als Collage in der Klappkassette abgedruckt werden, die Teil der „special edition“ des Bildbands ist. 25 Bilder, die nicht im Bildband selbst enthalten sind (das oben gezeigte Bild gehört im Übrigen weder zur einen noch zur anderen Kategorie). Damit war Kathas und meine Arbeit erst mal getan – die Bilder waren ausgewählt; die grundsätzliche Reihenfolge/Struktur besprochen. Jetzt musste Matthes ran, der aus all dem ein Layout „giessen“ musste. Und das tat er dann in den darauf folgenden Tagen.
 
Als er dann am Freitag zu mir kam und sagte, dass er fertig sei, unkte ich, dass es dann bei der Präsentation gleich wohl ein paar Tränen geben wird – ich kenne ja Katharina mittlerweile ein wenig … Matthes schaute mich irritiert an, weil er derlei Gefühlsausbrüche von seinen „normalen“ Kunden ja eher nicht kennt, aber tatsächlich kam es dann so (und ich würde lügen, wenn ich sagen würde, dass meine Augen staubtrocken geblieben sind). Die Tränen waren der Beleg dafür, dass er offensichtlich alles richtig gemacht hat und tatsächlich konnten wir ihm kein größeres Kompliment machen. Und jetzt wollen Katharina und ich nichts anderes als dass das Ding ENDLICH veröffentlicht wird. Das Einzige, das noch zu tun ist: das Vorwort und die Danksagung schreiben – beides wird dieses Mal etwas umfangreicher ausfallen …
 
Vielleicht wird jetzt verständlich, wenn ich sage, dass ich momentan so wenig Neigung verspüre zu fotografieren, wie lange nicht mehr. Das Fotografieren an sich ist nicht das Problem – die Auseinandersetzung mit neuen Bildern/Projekten fällt mir aktuell schwer. Auf Mallorca habe ich tatsächlich seit mehreren Wochen mal wieder Fotos gemacht. Aber ganz bewusst analog. Und die Filme werde ich erst in einigen Wochen entwickeln. Ich schätze, der Abstand wird mir gut tun …
 
Meine heutigen Musik-Tipps passen gut zur gewissen Grund-Melancholie, die mich gerade umtreibt. The Cure gehören seit Jahrzehnten zu meinen favorisierten Bands und das Album „Disintegration“ zählt definitiv zu meinen Top10-„Alben für die einsame Insel“. Ein Meisterwerk voller Melancholie und mit dennoch ganz viel Hoffnung. Stellvertretend für das ganze Album (no filler, just killer) habe ich in meinem heutigen trivia-Beitrag vier (!) Anspieltipps verteilt. Viel Spass damit!
 
 

 
Zu meiner aktuellen Shooting-Pause passt übrigens eine Geschichte von dieser Woche ganz gut: ich bekam eine Mail von einem Fotografen mit folgendem Inhalt:
 
„Moin Andreas! Du ich habe da mal ne Frage an dich! Ich tu mich wirklich schwer, meinen eigenen Stil zu finden, ich habe das Gefühl dass ich mich immer mit Anderen vergleiche und auch leider beeinflussen lasse. Und genau das will ich nicht mehr. Wie hast du das gemacht? Hast du einen Tipp?“
 
Meine Antwort an ihn (und alle anderen, die aktuell ähnlich denken/fühlen):
 
„Der beste Tipp, den ich Dir geben kann: halt Dich mal ein halbes Jahr von Facebook und Instagram fern. Schau Dir KEINE Bilder im Internet an, besuche Fotoausstellungen, kauf Dir Bildbände. Fotografiere mal eine Zeit lang gar nicht. Setz Dich stattdessen in Cafés und Parks und beobachte die Menschen. Lies Biographien von Fotografen und Musikern, die Du gut findest. Schau Dir Kinofilme an (am Besten ältere Filme in einem Programmkino). Nach einem halben Jahr weisst Du, was Du willst und Du wirst richtig Bock haben, all das umzusetzen … glaub mir!“
 

 
In diesem Sinne: haltet die Ohren steif und bleibt mir gewogen …
 
Cheers!
Andreas