aj’s trivia (#64)


Foto: Yasemin Roos
 
aj’s trivia*
(Folge 64)
 
*trivia: „wissenswerte Kleinigkeiten, „dies und das, manchmal auch Kurioses“ [Wikipedia]
 
Mit der dieswöchigen trivia schliesst sich auf ganz besondere Weise der Kreis. Es ist die 26. Ausgabe – die Älteren erinnern sich vielleicht noch, wie es dazu kommt, dass Ausgabe 26 „Folge 64“ heisst – alle anderen müssen zur Strafe noch mal bei Folge 39 beginnen – da wo alles begann mit der trivia.
 
26 Ausgaben bedeuten: ein halbes Jahr gibt es jetzt die wöchentliche trivia und was ist nicht alles in dieser Zeit passiert … – damals vor einem halben Jahr hat der FC Bayern sein letztes Spiel auf internationalem Parkett verloren („die Schmach von Paris“) und lag in der Bundesliga 6 Punkte hinter dem BVB. Und dann kam der „olle Jupp“ vom Altenteil zurück und der Rest ist Geschichte. Alte Säcke haben’s eben manchmal doch noch ganz gut drauf. Aber lasst uns nicht über mich sprechen (sic!), sondern über einen anderen Menschen, dem ich ich Folge 64 widmen möchte …
 
Aber zunächst mein erster Musiktipp für heute. Eine Band wie keine andere. Und ich kann jedem, der sie noch nicht kennt, nur bitten, sich wirklich mal Zeit zu nehmen, in die Songs reinzuhören.
 
 

 
Zurück zu diesem einen Menschen – dem „Erfinder“ der trivia, wenn man so will. In der ersten Folge habe ich erzählt, wie die Idee zur wöchentlichen Kolumne entstanden ist. Da sass dieser Mensch namens Robin in meinem Atelier und insistierte in seiner unnachahmlichen Art, dass ich doch bitte mal regelmässig etwas schreiben soll in meinem Blog. Und er versicherte mir glaubhaft, dass es Menschen gibt, die so etwas interessiert. Und so begann ich, das Ganze in schöner Regelmässigkeit zu machen und nach einem halben Jahr darf ich sagen: es macht mir immer noch sehr viel Spass! Aufhören kann ich eh nicht – ich hätte viel zu viel Angst, dass der FC Bayern dann wieder anfängt zu verlieren ….^^
 
Ich hatte viele ernsthafte Diskussionen mit Robin in meinem Atelier und aus Gründen, die ich manchmal selbst nicht verstehe, fühlt sich Robin mir zu Dank verpflichtet und wollte dies stets auf „welche Art auch immer“ dokumentieren. Da ich mir meinen Kaffee aber selbst zu machen pflege und mehr oder weniger stupide Dinge wie das Eintüten von Magazinen nur ungern auf Andere abwälze, platzte es irgendwann aus ihm heraus „okay, dann rufe ich einfach mal die ein oder andere Redaktion von Fotozeitschriften für Dich an – in welche willst Du rein?“. Ich schaute ihn etwas verdattert an, aber er meinte es wirklich ernst. Also nannte ich ihm ihn ein paar Adressen, die ich persönlich interessant fand. Damit war die Sache für mich erledigt – nicht aber für Robin …
 
Wenige Tage später rief er mich an und teilte mir mit, dass ich mal ein „Info-Paket“ für den Chefredakteur der Zeitschrift „FineArtPrinter“ fertigmachen soll. Gemeint war Hermann Will, Verlagschef und Herausgeber der Zeitschrift, die ich schon seit Jahren regelmässig lese (zuletzt die Ausgabe mit Kate Moss auf dem Cover und dem Bericht über Peter Lindbergh im Innenteil). Wenige Wochen später hatte ich dann ein längeres sehr angenehmes Telefonat mit Herrn Will und wir tauschten im Anschluss noch etliche Informationen aus und genau HEUTE liegt die Zeitschrift mit einem Bericht über mich in den Kiosken! Und nicht nur das: es ist sogar die Cover-Story geworden – auf dem Titel eine Aufnahme von Lani aus der Bildstrecke, die ich bereits als Coverstrecke für die erste Ausgabe meines Fine-Art-Magazins „aj“ ausgewählt hatte. Ein weiterer Kreis, der sich schliesst und das kann ja irgendwie kein Zufall sein …
 
 

 
Schön war auch die Reaktion von Herrn Will als Robin ihn anrief. Er muss sich wohl erst mal alles angehört haben, was Robin zu erzählen hatte, um dann zu fragen „aber warum ruft denn der Herr Jorns nicht selbst an?„. Und was sagt Robin? „Herr Will, sie wissen ja, wie die Künstler so sind … .“
 
Der Punkt ist ja tatsächlich: ich kann das nicht! Es widerstrebt mir zutiefst. Wie soll das auch gehen? „Guten Tag, ich bin Herr Jorns, ein ganz okayer Fotograf und eigentlich auch ein ziemlich dufter Typ – wenn Sie mal hier schauen wollen …?„.
 
Nicht falsch verstehen: ich mag es, meine Arbeiten zu zeigen. Ich liebe es, flammende Plädoyers für gute Fotografie zu halten (oder das was ich dafür halte), aber ich bekomme schon die Krise, wenn ich bei Veranstaltungen meine Magazine oder meine Bildbände verkaufen soll. Ich möchte das gern so können wie die beste Ehefrau von allen. Oder Robin. Wobei ich beide nicht als Verkäufer des Verkaufen Willens einschätze – die beste Ehefrau von allen kenne ich ja noch etwas besser als Robin und daher kann ich das gut beurteilen: sie kann das nur (das Verkaufen), wenn sie von etwas wirklich überzeugt ist. WENN dem aber so ist, gibt es kein Halten mehr. Dann verlässt (fast) keiner den Raum ohne zu kaufen. Und so ist Robin wohl auch – und deshalb bin ich IHM zu Dank verpflichtet. Auch wenn es Dir jetzt wahrscheinlich unangenehm ist – so coram publico – und Du nicht damit gerechnet hast … CHEERS, BUDDY! [für Montag bitte Fahrdienst organisieren – es gibt was zu feiern …!]
 
Natürlich ist das Herstellen eines Kontakts nicht einmal die halbe Miete – man kann sich lebhaft vorstellen, dass viele Kollegen gern ein Feature in einer renommierten Zeitschrift hätten, und ich habe auch relativ schnell gemerkt, dass da schon ordentlich gefiltert und gesiebt wird in den Redaktionsstuben. Ich kann nur mutmaßen, aber ich schätze, dass die Qualität der Fotografie allein niemals ausreichen wird. Maßgeblich für das Interesse von Herrn Will war sicher die Tatsache, dass ich mir a) mit dem Magazin „aj“ und den Bildbänden einen Traum verwirkliche und b) bereit bin, dafür grosse (finanzielle) Risiken in Kauf zu nehmen. Weil ich an die Sache glaube und weil ich sie liebe. Und ich bin mir sehr sicher, dass es in dem Punkt grosse Parallelen zu dem Wirken eines Verlagschefs gibt – gerade in Zeiten stagnierender Absatzzahlen (die sozialen Medien lassen grüssen). Da müssen die Protagonisten, die das gedruckte Bild in Ehren halten, einfach zusammenstehen! :)
 
Und wie das manchmal so ist: wenn’s mal läuft, dann läuft’s – tatsächlich war die Titelstrecke in der Fine-Art-Printer nicht die einzige Veröffentlichung in dieser Woche, aber dazu gleich mehr – erst noch mal ein Musik-Tipp.
 
Sigur Ros – Songs machen etwas mit einem. Wenn man bereit ist, sich darauf einzulassen und das Ganze nicht nur nebenbei beim Staubsaugen zu hören, begibt man sich nicht selten auf eine ganz merkwürdige (und oft auch wunderschöne) Reise, an deren Ende nicht selten ein Dauergrinsen oder Weinen steht. Es sind meist Songs, die Du sowohl auf einem Begräbnis als auch zur Vertonung einer Reise durch eine wunderschöne Landschaft verwenden kannst. Nur richtig kalt lassen sie einen nicht, daher kommt mein zweiter Musik-Tipp heute auch von Sigur Ros. Mein ganz persönlicher Lieblingssong der Band und wenn ich ihn höre, freue ich mich noch mehr als eh schon auf meine erste Reise nach Island in diesem Jahr …
 
 

 
Zurück zur zweiten Veröffentlichung in dieser Woche und die ist wirklich ein wenig kurios: vor ein paar Wochen bekam ich einen Anruf von einem Redakteur der Zeitschrift fotoPro (im Übrigen tatsächlich eines der besseren Magazine auf dem Markt), der im Rahmen seiner Recherche zum Thema Schärfe in der Fotografie“ auf meinen Blog-Beitrag „Schärfe gibt’s beim Inder“ gestossen war. Ob er denn daraus zitieren dürfe, fragte er mich und wir kamen ein wenig in’s Gespräch. Das Ganze sollte zusätzlich mit Bildern von mir illustriert werden und so schickte ich ihm vier Bilder (scharf und unscharf^^) und dann hörte ich lange nichts – bis diese Woche ein Belegexemplar im Briefkasten lag. Jetzt ist das ja so eine Sache: du gibst Deine Bilder für einen Artikel her, den Du nur grob inhaltlich kennst, aber nicht vor dem Druck gegenlesen darfst. Aber ich hatte beim Telefonat einen guten Eindruck und manchmal muss man auch auf sein Bauchgefühl hören. Und was soll ich sagen: der Artikel ist klasse, ich fühle mich richtig zitiert und die Bilder sind auch sinnvoll untergebracht. Da freue ich mich doch …
 
 

 

 

 
 
Übrigens ist diese Woche noch viel mehr passiert, aber das würde hier irgendwie den Rahmen sprengen. Gern verweise ich an dieser Stelle noch mal auf meinen neuen Podcast BUNT, den ich gemeinsam mit Matthes Zimmermann betreibe und dessen zweite Folge vorgestern online gegangen ist. Wer also nicht genug von mir bekommt, darf gern mal reinhören – Ihr findet uns auf itunes und podbean. Ansonsten habe ich mich in den letzten Tagen (mal wieder) der Europäischen Datenschutzgrundverordnung beschäftigt. Was da auch einen Selbstständigen wie mich (typischer Einzelkämpfer ohne zig Stabsabteilungen) zukommt, ist schon harter Tobak. Ich bin dankbar für meine kaufmännische Ausbildung, meine Erfahrung als Unternehmensberater UND vor allem für gute Freunde, die sich mit dem Thema besser auskennen als ich und sich bereit erklärt haben, mir unter die Arme zu greifen (Cheers, Timo!). Wie das ein blutiger Anfänger bewerkstelligen soll, der sich eigentlich viel lieber auf seine Kernkompetenz konzentrieren möchte, ist mir echt ein Rätsel.
 
Noch etwas Erfreuliches: seit wenigen Tagen steht der Titel meines neuen Bildbands fest und auch auf das Coverbild haben Katharina und ich uns geeinigt – sehr schnell und ohne grosse Diskussion. JA, es gibt erstmals ein Coverbild bei meinem Bildband! Lasst Euch überraschen! Nächste Woche berichte ich dann vielleicht erstmals etwas ausführlicher – heute ist nämlich auch das Weissmuster von der Druckerei eingetroffen und das Ding sieht schon unbedruckt und ohne Bilder richtig geil aus, finde ich. Wer sich schon mal notieren will, wann der Startschuss für die Vorbestellungen fällt: am 7. April gebe ich alle Infos bekannt und dann ist das Ding auch endlich im Shop eingepflegt!
 
 
Fun Fact der Woche: Ein Esel versinkt in Treibsand, ein Maultier nicht.
 
 
Mein letzter Musik-Tipp für heute ist ein weiterer Song von Sigur Ros und der zweite, der auf dem Album „()“ erschienen ist. Wenn Ihr nur ein Album mit auf die einsame Insel nehmen dürft, nehmt dieses. Wer es einmal durchgehört hat, weiss, warum.
 
 

 
Bitte den Song komplett durchhören – bezüglich der Lautstärke gilt „viel hilft viel“. Das Ende wird Euch (hoffentlich) umhauen …
 
In diesem Sinne: haltet die Ohren steif und bleibt mir gewogen …
 
Cheers!
Andreas