aj’s trivia (#59)


Foto: Yasemin Roos
 
aj’s trivia*
(Folge 59)
 
*trivia: „wissenswerte Kleinigkeiten, „dies und das, manchmal auch Kurioses“ [Wikipedia]
 
Donnerstag Abend. GNTM ist gerade zu Ende gegangen (ich muss das schauen, weil die beste Ehefrau von Allen … ähm … nee … ich habe keine Ausrede dafür …). Heute stand verdeckter Akt steht auf dem Programm – eigentlich noch nicht mal das – das Höschen blieb an und oben rum durften sich die „Models“ mit Händen/Armen etc. bedecken. Beach-Shooting – Strand, Palmen, Wasser. Wellen. Fotografiert von Rankin, einem der besten Fotografen unserer Zeit. Und 90% der „Mädels“ reagieren, als würde man sie zwingen, in einem Porno mitzuspielen. Wie kommt man aus dem schützenden Bademantel heraus zur Wasserkante ohne dass das komplette Filmteam alles „weg guckt“? Es sei darauf hingewiesen: auf den fertigen Bildern sieht man genau … NICHTS! Alles so, wie es auch Mr. Zuckerberg gern hat. Die meisten Mädels brechen trotzdem in Tränen aus – einige sind kurz vor dem Nervenzusammenbruch und drohen mit Ausstieg. Und ich sitze da und staune über die Verklemmtheit und Prüderie der twentysomethings von heute. Der twentysomethings wohl bemerkt, die Modelkarriere machen wollen. In einer der nächsten Folgen gibt’s dann die Boy-Girl-Shootings. Und die nächsten Nervenzusammenbrüche sind vorprogrammiert. Und ich denke mir: früher war zwar nicht alles besser, aber irgendwie hatte es seine Vorteile, in den 80er und 90er Jahren aufgewachsen zu sein. Irgendwie war alles ungezwungener und freier und vor allem natürlicher! Ist das eigentlich mit der Popularität des Internets gekippt oder war das unabhängig davon schon früher. Oder kam das erst mit den sozialen Medien? Ich weiss es nicht, aber irgendwie würde mich schon interessieren, was da eigentlich in den letzten 20-30 Jahren „schief gegangen“ ist … [und als kleine Reminiszenz an die „goldenen 80er“ kommen die ersten beiden Musik-Tipps genau aus diesem Jahrzehnt – von der besten Band der 80er Jahre … finde ich]
 
 

 
KW 7 und das finale Angebot der Druckerei für meinen Bildband, der am 7.7. veröffentlicht werden soll (hatte ich erwähnt, dass 7 meine Glückszahl ist?), liegt nun vor. Ich will jetzt nicht darüber lamentieren, dass die Druckkosten mein ursprüngliches Budget deutlich übersteigen, aber braucht zufällig Jemand eine Niere …? Gut abgehangen (knapp 52 Jahre alt) und noch voll funktionsfähig. Angebote bitte an hätteichmaldocheincrowdfundinggemacht@ajorns.com. Danke!
 
Übrigens stelle ich auch hier wieder fest, dass ich offensichtlich einiges mit Oscar Wilde gemeinsam habe (der ein oder andere erinnert sich an das von mir besprochene Zitat von den „glaubwürdigen Porträts“); denn war es nicht er, der gesagt hat „Ich habe einen ganz einfachen Geschmack. Ich bin immer mit dem Besten zufrieden.„? Wenn ich bei der Druckerei sitze, läuft das immer nach dem gleichen Schema ab: „Herr Jorns, natürlich können wir Ihnen das wie gewünscht machen. Übrigens hätten wir als schicke Alternative auch noch so etwas hier. Schauen Sie doch einfach mal ganz unverbindlich.“. Und dann nehme ich mir das Gereichte in die Hand und bin in 9 von 10 Fällen schockverliebt. Und mag das, was ich eben noch so favorisierte, gar nicht mehr. Obwohl es doch viel billiger ist. Und mein Problem ist zusätzlich, dass man mir das auch sofort ansieht. Es ist natürlich ganz schlecht, wenn man mit glänzenden Augen da sitzt, schon leicht zu sabbern beginnt und gleichzeitig versucht, zu verhandeln (nach dem Motto „also, ich kann das jetzt nur nehmen, wenn das deutlich günstiger wird“). Ich glaub, beim Pokern wäre ich regelmässig der Depp des ganzen Tisches …
 
 

 
Aber ich habe keinen Grund, mich zu beschweren: die merkwürdigsten Einfälle redet mir die Druckerei regelmässig sogar noch aus („Herr Jorns, das brauchen Sie nicht – das kostet nur Geld und sieht nach nix aus„). Also auch an dieser Stelle noch mal vielen Dank an die großartige Druckerei Siepmann in Hamburg und meine Ansprechpartnerin Frau Böckels. Ich mag es, mit Hanseaten Geschäfte zu machen. Und ich hatte da jetzt auch einen ganz guten Vergleich; denn dieses Mal hatte ich mich gut vorbereitet: so schwer mir die Wahl des Formats fiel (verrate ich demnächst), so leicht fiel es mir, mich auf ein Papier festzulegen. Nachdem ich den neuen Bildband von Peter Lindbergh „Shadows on the wall“ das erste Mal durchblätterte, wusste ich: DAS oder keins! Genau DIESES Papier soll es sein! Aber welches Papier ist das? Erschienen im TASCHEN-Verlag, also habe ich einfach mal in Köln angerufen und hatte auch eine sehr nette Dame am Apparat: „mein Name ist Andreas Jorns, ich bin Fotograf aus Haan und ich habe den neuen Bildband von Peter Lindbergh gekauft (ganz großartig übrigens!) und da ich in Kürze meinen neuen Bildband veröffentliche, hätte ich gern gewusst, auf welchem Papier Sie das gedruckt haben; würden Sie einem alten Mann einen riesigen Gefallen tun, und mir das verraten?„. Meine Gesprächspartnerin lachte, hielt kurz Rücksprache und hat es mir dann verraten – nicht ohne mir abschliessend noch viel Erfolg zu wünschen. TASCHEN-Verlag! Guter Laden! Und sehr sympathisch!
 
Mit dieser Information habe ich dann vor einigen Wochen meinen Ansprechpartner bei einer anderen Druckerei (nennen wir sie „X“) angerufen, der fast in Ohnmacht fiel, als ich ihm das Papier nannte: „oh Herr Jorns, das ist allerdings eines der teuersten Papiere auf dem Markt„. Natürlich, dachte ich mir – da haben wir wieder den Oscar Wilde – Moment. War ja irgendwie klar. Von dem Schrecken haben sich die zuständigen Mitarbeiter der Druckerei X dann offensichtlich bis heute nicht erholt, denn auf das Angebot warte ich noch immer … Frau Böckels brauchte dafür keine 48 Stunden – nicht ohne mich zu Auswahl des Papiers zu beglückwünschen. Hatte ich erwähnt, dass ich Siepmann für eine ganz tolle Druckerei halte (schliesslich drucken sie ja nicht von ungefähr mein FineArt-Magazin „aj“)?
 
Zusätzlich zum großartigen Papier gibt es noch ein paar andere Details, die das ganze zu einem Schmuckstück machen werden (denkt an Oscar Wilde!) – und das sage ich, bevor wir überhaupt mit dem Layout angefangen haben. Auf alle Fälle habe ich jetzt richtig Lust, „das Ding“ endlich „raus zu hauen“. Spätestens Anfang März gehe ich mit den ersten Einzelheiten an die Öffentlichkeit und dann nehme ich auch die ersten Vorbestellungen entgegen.
 
Musik-Tipp Nr. 3 ist deutlich aktueller als die erste beiden – aus dem Jahr 2013. Ich liebe sie, die französischen Chansons (ist das eigentlich eine Tautologie?) – insbesondere wenn sie im modernen Gewand wie bei der Sängerin ZAZ daher kommen …
 
 

 
Was war noch diese Woche? Nachdem ich momentan ja noch nicht Geld genug ausgebe, habe ich eine weitere (dringend überfällige) Investition getätigt. Die Investition in einen neuen Drucker! Als Jemand, dem das gedruckte Bild so wichtig ist wie mir, ist das eh beinahe eine Herzensangelegenheit, aber dieses Mal musste ich auch der Ratio etwas mehr Raum geben; denn insgeheim ärgere ich mich jetzt schon fast zwei Jahre über meine alte Liebe Epson. Ich hätte mir nie träumen lassen, Epson-Druckern mal den Rücken zu kehren, aber nach immer wiederkehrenden Problemen (zwei kaputte Druckköpfe und ständige Probleme mit dem Papiereinzug) hatte ich einen wirklich dicken Hals – und habe mal geschaut, was andere Mütter denn so für Töchter am Start haben. Und siehe da – vielleicht sollte man das öfter mal machen; denn zu meiner großen Überraschung gab es da sogar eine wunderschöne „Tochter“ – und die steht jetzt auf meinem zweiten Schreibtisch. Ein bissi gross und schwer, aber die Einrichtung und vor allem die Ergebnisse (ohne grosses Getue – einfach „mal eben aus der Hüfte gedruckt“) hauen mich von den Socken und so drucke ich jetzt mit einem mir bisher gar nicht mal so „sympathischen“ Fabrikat, dass mit „C“ anfängt und „anon“ aufhört (sorry, dass ich den Namen nicht nennen kann, aber ich mag hier keine Werbung machen, zumal mich die Eumel nicht gesponsort habe …^^).
 
Der letzte Musik-Tipp kommt heute von der Hamburger Band Tocotronic, die gerade ihr 25jähriges Jubiläum feiern. Mit einem neuen Album, das ich mir noch schön hören muss. Aber der Song „Electric Guitar“ ist ein Brett – einfach großartig („teenage riot im Reihenhaus„)!
 

 
 
In diesem Sinne: haltet die Ohren steif und bleibt mir gewogen …
 
Cheers!
Andreas