Foto: Yasemin Roos
aj’s trivia*
(Folge 106)
*trivia: „wissenswerte Kleinigkeiten, „dies und das, manchmal auch Kurioses“ [Wikipedia]
Ende Juli 2020. Das Seuchenjahr ist erst knapp über Halbzeit, aber ich brauch’s eigentlich nicht mehr. Kann weg, würde ich meinen. Sieht gut aus, so ’ne 2020 – kann aber nix. Und passt damit doch irgendwie gut in die Zeit, aber ich schweife ab. Hier soll es ja vielmehr u.a. um all die spannenden Dinge gehen, die ich so mache und die ich so plane. Und jetzt sitze ich hier und bin vom Doc auch die nächsten Wochen zum Nichtstun verpflichtet. In dem Punkt bin ich tatsächlich ein vorbildlicher Patient – wenn er mir das in ernstem Ton sagt, glaub‘ ich ihm das. Dann mache ich das. Kann auch am Alter liegen – mit 54 Jahren weisst Du, dass Du zumindest knapp über Halbzeit bist und die restlichen … sagen wir … 30-40 Jahre nicht ganz so liederlich angegangen werden sollten. Und dennoch: Nichtstun ist in einem gewissen Rahmen schon ein dehnbarer Begriff, finde ich. Und so habe ich ein neues „Hobby“ gefunden und dafür – wie es sich für ein gescheites Hobby gehört – erstmal investiert: ich habe mir einen Mittelformat-Scanner gekauft und scanne jetzt mein Archiv von Mittelformat-Negativen.
„So viel ist es nicht“, dachte ich zunächst, aber das relativiert sich schnell, wenn man weiss, dass so ein Scanner bauart-bedingt eher zur Kategorie „Schmidtchen Schleicher“ gehört – nur eben ohne die elastischen Beine. Und so krame ich Filmstreifen für Filmstreifen raus, und schiebe diese nach und nach in den Scanner, sichte, prüfe, scanne und katalogisiere. Und stelle fest, dass da ganz schön viele Schätzchen im Schrank lagen. Lange Zeit habe ich analog fotografiert, einige Zeit (2016-2018) regelmässig parallel analog und digital und die Negative, die ich jetzt scanne sind genau aus dieser Zeit, als ich die digitalen Ergebnisse verwertet und die analogen Ergebnisse in den Schrank gelegt habe – mit dem Vorhaben „muss ich mich mal drum kümmern“. Und „mal“ ist halt JETZT. Und so kommt es, dass ich jetzt Bilder aus einem Projekt „entdecke“, dass so viel Potential hat, dass eine Idee, die ich schon länger mit mir rumtrage, neuen Nährboden erhält. Vieles deutet darauf hin, dass ich 2021 meinen ersten Bildband mit 100% analogen Aufnahmen veröffentliche. Keine Sammlung, kein Best-Of, sondern dieses besagte „Projekt“, das ich diesen Herbst fortsetzen will. Und auf einmal wird aus „Nichtstun“ doch noch etwas richtig Produktives. Kannste Dir nicht ausdenken …
A pro pos „kannste Dir nicht ausdenken“: mein (noch gar nicht so altes) MacBook Pro hat in der letzten Woche einen interessanten Transformationsprozess durchgemacht. Innerhalb weniger Tage von einer Flunder zum Kugelfisch. Klingt lustig, isses aber nicht. Aufgeblähter Akku – bisher nur von gelesen, jetzt live miterlebt. Und gestaunt, weil: obwohl das komplette Chassis atemberaubend verbogen ist, läuft das Ding immer noch (an meiner Dockingstation mit externer Tatstatur und externem Monitor, versteht sich). Beziehungsweise sagen wir so: es WÜRDE noch laufen, wenn ich es nicht umgehend in die Garage getragen hätte, nachdem ich den Apple-Service um ein „Gespräch“ gebeten habe. Jetzt isses also zur Reparatur und das eigentlich Erstaunliche für mich ist, dass es wohl tatsächlich repariert werden kann. Aluminium scheint wohl ein noch flexiblerer Werkstoff zu sein als ich in der Schule gelernt habe. Aber wer weiss, was da noch alles so verbaut ist. Das Allerverrückteste an der ganzen Geschichte ist aber, dass mir das exakt 1o Tage VOR Ablauf der Apple Care Gewährleistung passiert ist. Ich meine, wie unwahrscheinlich ist DAS denn bitte schön? Zu 2020 hätte doch viel eher gepasst, dass es 10 Tage DANACH passiert. Hätte einen Unterschied von knapp 1.000 Euro Reparaturkosten bedeutet. Vielleicht ist 2020 ja doch gar nicht sooo doof.
Eine Woche ohne Rechner ist natürlich auch in Zeiten der Rekonvaleszenz ein absolutes No-Go. Ich kann ja nicht mal eben meine neues Hobby Negative scannen auf Eis legen. Und überhaupt: womit soll ich das hier schreiben? Mit dem Smartphone? Ein irrwitziger Gedanke – dafür brächte ich ein halbes Jahr und wäre anschließend reif für die Klapse. Also hat mir die beste Ehefrau von Allen meinen ollen iMac aus dem Atelier zuhause auf den Schreibtisch gestellt. Gelaufen ist der locker ein Jahr nicht mehr und vorher auch eher wacklig. Also neu aufgesetzt und Time Machine Backup (beste Erfindung seit Menschengedenken) über Nacht zurückgespielt. Am nächsten Tag hatte ich alle Programme und Daten auf dem iMac und konnte wieder arbeiten. Bin allerdings kurz vorher nur knapp einer Erblindung entgangen. Alter Schwede! Ich hatte vergessen, wie HELL so ein iMac ist! Und wie sehr dieses Display SPIEGELT! Ich muss dazu sagen, dass ich mein MacBook mit einem BenQ SW2700PT betrieben habe. Mattes, entspiegeltes Display, Blendschutzhaube und hardware-kalibriert. Eine Wohltat! Das Cinema Display von Apple ist toll … wahrscheinlich um Filme in absoluter Dunkelheit zu gucken, aber für Jemanden mit empfindlicher Netzhaut isses irgendwie nix. Oder ich bin zu empfindlich geworden. Jedenfalls läuft das Ding jetzt mit 40% Helligkeit – das haut für mich einigermaßen hin. Und während ich also für mich feststelle, dass ich definitiv wieder auf den BenQ zurück gehen werde, kommt mir der Gedanke, dass möglicherweise Apple für die vielen flauen und kraftlosen Bilder verantwortlich ist, die mir jeden Tag in den sozialen Medien begegnen. Schwarzweiss-Bilder, die alles haben – nur kein schwarz und kein weiss (aber ganz viel grau). Was, wenn die Fotografen*Innen in bestem Wissen und Gewissen vor ihrem iMac sitzen – bei 100% Helligkeit (und damit meilenwert von den empfohlenen 120cd entfernt) – und ihre Bilder bearbeiten? Auf dem iMac sieht einfach alles brillant aus. Kontrastreich und knackig – genau wie wir es auch vom iphone-Display kennen. Dass das Histogramm bei solchen Bildern dann nicht mal ansatzweise passt, merken sie nicht (weil sie nicht darauf achten). Sie würden es merken, wenn sie ihre Bilder drucken (lassen) würden; denn die wären alle viel zu dunkel und viel zu flau. Aber es druckt ja kaum noch Jemand. Aber vielleicht ist das alles gar nicht schlimm. Wenn Bilder eh nicht mehr gedruckt werden, brauchen wir einfach alle nur Displays von Apple. Dann ist alles gut. Ist das vielleicht sogar der Plan von Apple? Bin ich hier möglicherweise einer riesigen Verschwörung auf der Spur? Attila, wäre das nicht was für Dich?
HUCH? SCHON WIEDER EINE NEUE TRIVIA?
Das, was Ihr da oben lest, hab ich ursprünglich nicht für meine trivia geschrieben – es ist Teil meines letzten Newsletters, den ich diese Woche versendet habe. Der Newsletter war ursprünglich lediglich dafür gedacht, einmal pro Monat auf neue Veranstaltungstermine (Workshops, Vorträge, MeetUp etc.) und meine Publikationen (Bildbände, Fine-Art-Prints etc.) hinzuweisen, aber das wurde mir auf Dauer zu langweilig und uninteressant. In Corona-Zeiten auch nicht wirklich ergiebig; denn noch immer ist das ja mit den Veranstaltungen so eine Sache …
Schon seit geraumer Zeit geht also vieles von dem, was ich so vor mich hinschreibe, exklusiv an meine treuen Newsletter-Abonnenten – deswegen gab’s auch die lange Pause zwischen trivia #104 und #105. Aber auch wenn ich den Blog künftig wieder etwas regelmäßiger füttern will, könnte es sich für den geneigten Leser meines Geschreibsels lohnen, zusätzlich den Newsletter zu abonnieren – auch wenn er/sie sich felsenfest vorgenommen hat, nie nicht einen Workshop bei mir zu buchen oder einen Bildband bei mir zu kaufen. Kostet nix, tut nicht weh und man kann sich ohne großen Aufwand wieder austragen (formlose Mail genügt). Um „reinzukommen“ in den Verteiler muss man allerdings einmal aktiv werden: eine Mail an newsletter@ajorns.com schreiben – möglichst mit einem kurzen Text „ja, ich will“ oder ähnlich. Sorry, dass es nicht über ein Formularfeld geht mit automatisierter Quittierung und Eintrag in die Liste etc. – ich bin halt doch irgendwie noch ein Dinosaurier …^^
Dazu passt übrigens auch, dass mein Newsletter nicht als schicke HTML-formatierte Mail zu Euch kommt. Eine Mail gibt’s schon (ca. einmal pro Monat – auf keinen Fall öfter), aber da steht im Prinzip nur ein Link zu einem versteckten Bereich auf meiner Webseite drin. Und da findet Ihr dann Text, Bilder, Musik-Tipps, Veranstaltungshinweise und ab und zu sogar einen Rabatt-Code für meinen Webshop – der letzte war sogar ziemlich „fett“. So, wenn ich Euch jetzt immer noch nicht überzeugt habe, weiss ich auch nicht weiter …
Jetzt aber weiter mit der trivia …. ;)
Kürzlich war es raus. Nächstes Jahr gebe ich mein Atelier in Haan auf und der Aufschrei war gross. Viele sind betroffen, was mich zunächst erst mal berührt hat. Merkwürdig wurde es, als ich merkte, dass es doch zahlreiche Menschen gibt, die das Ganze offensichtlich mit meinem künstlerischen Ende gleichsetzen. Natürlich habe ich bei diesem Schritt auch ein lachendes und ein weinendes Auge, aber wenn ich ehrlich bin, bezieht sich das aktuell mehr auf den Aspekt, was ich mit den ganzen Sachen aus meinem Atelier machen soll als auf alles andere. Acht Jahre Atelier waren eine großartige Zeit, aber vieles wurde auch zur Routine. Und Routine ist immer auch ein bisschen gefährlich – auch und gerade in der Fotografie. Ich freue mich auf neue Reizpunkte. Freue mich auf neue Locations. Auf Workshops an anderen Orten. 2021 geht’s für Vorträge und Workshops in die Schweiz, nach Österreich und ich werde wieder eine Tour durch Deutschland machen, auf die ich mich extrem freue und für die ich mir viel Zeit nehmen werde. Also Entwarnung auf allen Ebenen! Ich bin gekommen, um zu bleiben und wer mich und die beste Ehefrau von Allen sehen will, kann das auch weiterhin. Vielleicht sogar mit Apfelkuchen und Waffeln – da lassen wir uns schon etwas einfallen. Natürlich alles unter der Maßgabe, dass Corona irgendwann schlapp macht und wir uns alle wieder etwas befreiter und entspannter treffen können. Mein sehnlichster Wunsch derzeit. Einstweilen arrangiere ich mich mit den gebotenen Regeln bzgl. Abstand, Anstand und Maskenpflicht, die ich längst nicht so lästig finde wie zahlreiche Zeitgenossen. Hab mir extra ein paar hinreichend bequeme Masken gekauft (allerdings gar nicht so leicht zu finden bei meinem Kopp) – jetzt ratet mal, in welcher Farbe …? ;)
Musikalische Tipps seid Ihr ja mittlerweile von mir gewohnt und in letzter Zeit teile ich an dieser Stelle (und vor allem in meinen Newslettern) die ein oder andere Playlist, die ich bei Spotify zusammen bastle (macht fast so viel Spass wie früher die Platten für das DJ-Set zusammenzustellen – lang ist’s her). Inspiriert durch den Song „exile“ vom neuen Taylor Swift Album „Folklore“ (der hier seit ein paar Tagen in Dauerschleife läuft), habe ich mich hingesetzt und genau um diesen Song eine Playlist mit derzeit ca. 60 Songs (Tendenz wachsend) erstellt, die schon lange zu meinen liebsten gehören. Die daraus entstandene Playlist gehört sicher zu den besten, die ich in diesem Jahr gemacht habe, aber überzeugt Euch selbst:
Übrigens: wer kein Spotify-Abo hat und auch keines abschließen will (ich persönlich mag nicht mehr drauf verzichten), kann mit der App „tunemymusic“ die Playlist in andere Formate wie z.B. itunes u.a. konvertieren! Und nur damit ich’s mal gesagt habe: ich bekomme weder von Spotify, noch von dem App-Anbieter irgendwelche Provisionen. Ich mach das tatsächlich einfach nur, weil ich es kann. Und weil es mir Spass macht – und mir macht es Spass, wenn ich damit Gleichgesinnten eine Freude machen kann – gibt schliesslich genug schlechte Musik. Macht einfach mal das Radio an …^^
Und wer mich unterstützen will, bestellt einen Bildband o.ä. aus meinem Webshop oder bucht ein Coaching bei mir; denn davon lebe ich. Oder man hinterlässt einfach mal einen freundlichen Kommentar unter meinen Beiträgen – dann weiss ich wenigstens, dass das hier Jemand liest. Mir macht all das hier zwar Spass, aber der resultiert ja auch daraus, dass ich anderen damit eine Freude machen kann. Wenn Ihr Euch freut, freue ich mich auch … :)
In diesem Sinne: haltet die Ohren steif und bleibt mir gewogen!
Cheers!
Andreas
3 Beiträge zum Thema "aj’s trivia (#106) – Juli 2020"
Wer bitte schön abonniert denn einen Newsletter um beim Lesen auf halber Strecke schlapp zu machen? ;)
Ich mag Deinen Newsletter und auch den Blog wegen Deinem ruhigen und sehr unaufgeregten Schreibstil sehr gerne. Jetzt mit verordneter Ruhe ruhig gerne ohne lange Pausen
Weiterhin gute Besserung und viel Spaß bei allem was so ansteht!
Ich lese ja ganz selten bis zum Ende – bei Dir mache ich regelmäßig eine Ausnahme!
Und wenn ich eine Liste der unbedingt zu erledigenden Dinge führen würde … Dann gäbe es ganz weit oben einen Eintrag wie: Unbedingt noch einen Workshop bei Andreas mitmachen – selbst Schuld wenn er wieder einen Anfänger mit einer Sony (bäähhh) dabei hat. Ich will meinen Spaß und fast nebenbei meinen Horizont erweitern!
Bleib gesund, höre auf Deinen Doc und noch viel wichtiger: Höre auf Deine Frau!
P.S. Der nächste Bildband ist quasi schon gekauft – und das tu ich für MICH !
Ich hab’s gelesen…
….gaaaanz
Zu einem Workshop komme ich dieses Jahr nicht mehr, kann ihn aber jedem nur aufs Wärmste empfehlen!!!
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