aj’s Bücherkiste … #3

Es Jäger und es gibt Sammler. Das mit dem Jagen hat mich nie so sehr gereizt. Das mit dem Sammeln um so mehr. Wer mich kennt, weiss, dass dieser Umstand auch vor Bildbänden nicht Halt macht. Es ist sogar so, dass es mir (neben Vinyl-Schallplatten) insbesondere Bildbände angetan haben. Und diese Leidenschaft möchte ich gern teilen. Also habe ich beschlossen, in loser Reihe immer mal wieder in mein Bücherregal zu greifen, drei Bildbände herauszuziehen und hier kurz vorzustellen. Weniger im Sinne einer tiefschürfenden Rezension, aber neugierig soll es schon machen. Daher gibt’s ein paar Bilder, Hintergrundinformationen und den ein oder anderen Kommentar von mir dazu. Und da ich davon ausgehe, dass die Lindberghs und Newtons sowieso schon bei dem ein oder anderen im Regal stehen (hoffentlich neben meinen Bildbänden^^), richte ich meinen Fokus überwiegend auf Bildbände, die vielleicht nicht ganz so bekannt sind. Bildbände, die ich selbst im Antiquariat gekauft habe bzw. jene, die nur noch dort zu bekommen sind. Es gibt so viele Perlen da draussen – man muss sie einfach nur finden – und dabei würde ich gern helfen. Ich wünsche viel Spass dabei und schreibt mir gern (oder kommentiert unter diesem Beitrag), wenn Ihr dadurch auf den Geschmack gekommen seid oder ein neues persönliches „Schätzchen“ entdeckt habt.
 


 

 
Sante D’Orazio ist ein US-amerkanischer Fotograf (*1956), der sich vor allem als Aktfotograf einen Namen gemacht hat. Er wird oft als legitimer Nachfolger Helmut Newtons beschrieben, aber ich kann mit solchen Bezeichnungen nicht allzu viel anfangen – ich persönlich mag seine Arbeiten mehr als die von Helmut Newton. Seinen Durchbruch hatte Sante D’Orazio Anfang der 80er Jahre als Fashion-Fotograf für die italienische Vogue – Berühmtheit erlangte er in den 90ern mit den ersten Playboy-Aufnahmen von Pamela Anderson. „A private view“ ist der erste Bildband von Sante D’Orazio aus dem Jahr 1998. Eine Werkschau in einem ganz besonderen Format und das ist tatsächlich das erste, das einem auffällt, wenn man es in die Hand nimmt. Der Bildband ist klein – mit gerade mal 24,5 x 18,5cm einer der kleinsten in meinem Bücherregal – zudem hat er „nur“ ein Softcover. Beides Dinge, die mich früher bei Bildbänden eher gestört haben, da für mich zur Wertigkeit eines guten Bildbands gehörte, dass er möglichst großformatig ist und ein vernünftiges Hardcover aufweist. Mittlerweile denke ich darüber ganz anders und das hat ganz wesentlich mit diesem Bildband zu tun. Das Format ist sicher einer der Gründe, dass „A private view“ zu den Bildbänden zählt, die ich immer noch am häufigsten in die Hand nehme und durchblättere. Der andere Grund ist die etwas „andere“ – für mich sehr spannende – Gestaltung des Bildbands als eine Art Scrapbook. Die Seiten sind nicht nur mit Bildern vollgestopft, sondern auch mit Polas, persönlichen Notizen und allerlei Andenken an die Shootings wie Flugtickets etc. All das vermittelt einen interessanten Einblick „behind the scenes“ und machen das Buch sehr lebendig. Und es gibt tatsächlich viel zu sehen. Auf 300 Seiten (und damit ist der Bildband dann doch gar nicht mehr so „klein“) sind Celebrities wie Helena Christensen, Carla Bruni, Julia Roberts, Keanu Reeves, the Rolling Stones, Mikey Rourke, Cindy Crawford, Michelle Pfeiffer, Stephanie Seymour, Johnny Depp, John Travolta, Cameron Diaz, Keanu Reeves, Axl Rose, Kate Moss und viele andere zu sehen. Mal angezogen, mal ausgezogen, mal in Farbe, mal in Schwarzweiss. Ein bunter Mix, der dennoch nicht beliebig zusammengeschustert, sondern vielmehr wie aus einem Guß wirkt. „A private view“ ist nicht mehr neu erhältlich, aber im gut sortierten Antiquariat für ca. 30 Euro zu bekommen – die Amerikaner nennen das wohl einen „steal“ und ich sage einfach nur: Pflichtkauf!
 
 


 
 


 

 
 
Jan Saudek (*1935) als „Geheimtipp“ zu beschreiben, wäre völlig unangemessen und dennoch kennen viele diesen großartigen tschechischen Fotografen nicht. Düster, skurril, morbide … Saudek! So kann man das, was seine Fotografie ausmacht, vielleicht in Worte fassen. Seit den 70er Jahren ist er für seine eigenwilligen Aktaufnahmen bekannt. Immer in schwarzweiss fotografiert, wobei er diese regelmässig auch anschließend mit Aquarellfarben nachcoloriert. Saudeks Bilder sind zeitlos – egal ob s/w oder coloriert: die seine Aufnahmen lassen sich nur schwer einer bestimmten Epoche zuordnen. Sie schrammen nicht selten haarscharf am Vulgären, Obszönen und Pornographischen vorbei (und hin und wieder gehen sie auch darüber hinaus) und trotzdem ist das in jedem Moment nur eines: ganz große Kunst! Das typische Schönheitsideal ist nicht die Sache von Saudek. Die Menschen, die er fotografiert sind real – mit all ihren vermeintlichen Makeln. Dabei tragen diese Menschen in der Regel ein großes Selbstbewusstsein zur Schau, was verhindert, dass sich so etwas wie ein Vorführeffekt einstellt. Jan Saudek arbeitet gern und viel in Strecken/Serien und davon sind etliche in dem gleichnamigen Bildband, der 1998 im TASCHEN Verlag erschienen ist, zu sehen. Auf 200 Seiten (Format 24x31cm) ist das ganze eine großartige Werkschau eines großartigen Fotografen. Leider nicht mehr neu erhältlich, aber im gut sortierten Antiquariat für 40-50 Euro zu bekommen. Dicke Empfehlung von mir!
 
 


 
 


 

 
 
Jean-Francois Bauret (*1932, gestorben 2014) ist hierzulande kaum bekannt und selbst in seiner Heimat Frankreich galt Bauret lange Zeit als völlig unterschätzt, auch wenn er später als bedeutender Porträtfotograf zu Ehren kam. Mit seinen Aktaufnahmen hat er dagegen häufig provoziert – in einer Zeit, in denen vieles noch nicht so selbstverständlich war, wie es das heute ist. „Portraits Nus“ aus dem Jahre 1984 versammelt auf 96 Seiten (Format 24,5x31cm) viele großartige zumeist Akt-Porträts, die zwischen 1959 (!) und 1984 entstanden sind (u.a. eine Aufnahme von Klaus Kinski mit seinem Sohn Nanoi auf dem Arm). Der Bildband ist weitgehend vergriffen, aber hin und wieder findet sich ein Exemplar im gut sortierten Antiquariat. Solche Exemplare werden für bis zu 200 Euro verkauft, aber wenn man eines für 50-60 Euro findet, würde ich zuschlagen. Ein wirklich großartiger Bildband!
 
 

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