Ich bin ein Mann. Damit gehöre ich zwangsläufig zur Spezies der Jäger und Sammler. Das mit dem Jagen hat mich nie so sehr gereizt. Das mit dem Sammeln um so mehr. Wer mich kennt, weiss, dass dieser Umstand auch vor Bildbänden nicht Halt macht. Es ist sogar so, dass es mir (neben Vinyl-Schallplatten) insbesondere Bildbände angetan haben. All Diejenigen, die mich schon mal in meinem Fotoatelier besucht haben, wissen Bescheid. Und nicht selten wurde ich in der Vergangenheit schon mit der Bitte angesprochen, ich möge doch hin und wieder mal Empfehlungen für „besonders tolle“ Bildbände aussprechen. Nun ist es mit Bildbänden so wie mit den eigenen Kindern: man liebt sie (hoffentlich) alle! Deswegen mag ich auch ungern eine TOP 10 o.ä. aussprechen (zumal sich bei mir eine etwaige Rangfolge je nach Tageslaune auch immer mal wieder ändern kann). Also habe ich beschlossen, in loser Reihe immer mal wieder in meine Bücherkiste bzw. in’s Regal zu greifen, drei Bildbände rauszuziehen und hier kurz vorzustellen. Keine tiefgehende Rezension, sondern ein paar Bilder und Kommentare von mir dazu. Meinen Fokus richte ich dabei zunächst auf Bildbände, die ich selbst im Antiquariat gekauft habe bzw. jene, die nur noch dort zu bekommen sind. Bildbände abseits der gängigen Verkaufsschlager.
Übrigens verweise ich an dieser Stelle gern auch auf die Webseite photobooks.online, die der geschätzte Kollege Ben Hammer in’s Leben gerufen hat – dort entsteht eine kuratierte Plattform für Foto- und Bildbände jedweder Couleur, in der man nach Herzenslust blättern kann. Schaut doch mal vorbei!
Den ersten Bildband, den ich heute vorstellen möchte, wurde in meinem Geburtsjahr veröffentlicht: Wingate Paines „Spiegel der Venus“ von 1966 ist ein interessantes Buch – auch durch die begleitenden Texte von Francoise Sagan und Federico Fellini, die in der deutschen Übersetzung mitunter allerdings etwas hölzern rüberkommen. Zudem muss man sowohl bei den Texten als auch den Bildern den zeitlichen Kontext im Auge behalten – nicht selten hat das etwas unfreiwillig Komisches, auch wenn ich persönlich die Bildästhetik der 60er Jahre mag. Überwiegend schwarzweiss, aber auch Farbfotos sind enthalten und – für die 60er Jahre nicht selbstverständlich – auch reichlich Aktaufnahmen gibt es in „Spiegel der Venus“ zu sehen. Ich mag den Bildband und nehme ihn immer mal wieder in die Hand. Im Antiquariat ist er immer noch (für kleines Geld) erhältlich!
Der zweite Bildband kommt vom französischen Fotografen Jeff Dunas, der u.a. für das französische Penthouse-Magazin fotografiert hat.
„Voyeur“ ist sein dritter Bildband, veröffentlicht im Jahr 1983 eine Monographie, die er in einem Zeitraum von einigen Jahren (Ende der 70er bis Mitte der 80er) in Frankreich und den USA fotografiert hat. Der Bildband kommt auf schwerem Glanzpapier (nicht unbedingt mein bevorzugtes Material für Bildbände … but those were the days …) und in einem eigenen Schuber. Ganz hübsch gemacht. Interessant ist die Entwicklung des Bildlooks im Laufe der Jahre – während die ersten Bilder fast noch an die Fotografie von David Hamilton erinnern, ist später der Einfluss von Helmut Newton nicht von der Hand zu weisen. Überwiegend erinnern die Aufnahmen an den Playboy der 80er Jahre. Kann man mögen, muss man aber nicht. Den Bildband gibt’s noch für kleines Geld im Antiquariat – wenn man ihn für unter 20 Euro bekommen kann, lohnt es sich, drüber nachzudenken. Ansonsten eher nein …
Beim dritten Bildband („My wife“ aus dem Jahr 2000) konnte ich mich vor dem Kauf lange nicht entscheiden, ob ich ihn großartig oder abstoßend finde – in jedem Fall war ich fasziniert und deswegen habe ich ihn auch gekauft …
Petter Hegre ist ein norwegischer Fotograf und Regisseur. 1996 lernt er die (damals 19jährige) Svanborg kennen, die später seine Frau wird. Vom allerersten Tag ihrer Begegnung fotografiert er Svanborg mit seiner analogen Point&Shoot-Kamera mit eingebautem Blitz, die er immer dabei hat. 6.000 Aufnahmen entstehen so über einen Zeitraum von ca. 4 Jahren. Momentaufnahmen. Von buchstäblich ALLEN Momenten! Sehr intim und nicht selten auch mehr als das. Ist das Kunst? Ist das nicht stellenweise Pornographie? Ungestellt, unverstellt, mutig … und vor allem ECHT! Ein Buch, das sicher polarisiert, aber eben auch fasziniert. Nur noch schwer zu bekommen, aber schaut einfach mal hin und wieder im amerikanischen Antiquariat (abebooks.com) vorbei!
Ich hoffe, Ihr hattet ein wenig Spass mit dem ersten kleinen Einblick in meine „Bücherkiste“. Wenn ja, habt Ihr Glück – Folge 2 gibt’s demnächst in diesem Theater …
… in diesem Sinne: haltet die Ohren steif und bleibt mir gewogen!
Cheers!
Euer Andreas
6 Beiträge zum Thema "aj’s Bücherkiste … #1"
Great Web site, Carry on the fantastic work. Thanks for your time.
Auch ich mag Bildbände sehr und freue mich über diese neue Serie und den Link, danke dafür!
Habe vor kurzem eine alten Podcast gehört in dem Jeff Dunas „Spiegel der Venus“ als sehr guten Bildband empfiehlt :-)
Hallo Andreas.
Eine tolle Idee, danke dafür.
Als bekennender Fotobuch-Junkie bringt mich das auf neue Ideen – eigentlich das Letzte, was ich brauche, meine Bücherregale biegen sich jetzt schon durch (letzter Stand: 525 and counting)…
Viele Grüße
Matthias
Die Reihe ist eine schöne Idee. Ich habe mir vorgenommen mehr nach Bildbänden zu schauen und da kommt das wie gerufen.
Viele Grüße
War es nicht so, dass die Männer die Jäger und die Frauen die Sammler waren? ;)
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