aj’s trivia (#61)


Foto: Yasemin Roos
 
aj’s trivia*
(Folge 61)
 
*trivia: „wissenswerte Kleinigkeiten, „dies und das, manchmal auch Kurioses“ [Wikipedia]
 
Dienstag Abend und ich sitze mit einem Gin-Tonic an meinem Rechner. Der regelmässige Leser meiner trivia muss unweigerlich den Eindruck gewinnen, dass ich ein Alkoholproblem habe, aber ich kann versichern, dass dem nicht so ist. Zumindest habe ich kein Problem MIT Alkohol. Aber STOPP, Moment … wieso überhaupt DIENSTAG Abend? „Schreibst Du nicht sonst eigentlich immer am Donnerstag?“ höre ich den ein oder anderen rufen. Ja, das ist normalerweise so, aber ich bin ab Sonntag für zwei Wochen aushäusig (auch so eine Vokabel, die ich schon immer mal in meiner trivia unterbringen wollte …) und da wollte ich mal ausprobieren, ob ich nicht ein bisschen „auf Vorrat“ schreiben kann. Ich bin eigentlich kein Fan von so etwas. Texte, die ich schreibe, müssen normalerweise immer SOFORT raus. Aber gut … schauen wir mal …
 
Mein erster Musik-Tipp für heute ist ausnahmsweise mal was ganz neues – man hat mir vor Kurzem in einem anderen Zusammenhang vorgeworfen, dass ich mich neuen Dingen nicht immer verweigern darf (dazu später mehr) und da mache ich dann heute mal gleich den Anfang. Die Platte erscheint offiziell erst in ca. 4 Wochen – die Künstlerin gibt’s schon etwas länger, ist aber bisher nicht auf meinem Radar aufgetaucht. Aus Deutschland. Und den Song finde ich wie gesagt ziemlich gut …
 
 

 
Was war diese Woche? Nun, das ist leicht zu beantworten, wenn man sich in den letzten Tagen auf Facebook rumgetrieben hat – da gibt es nur ein Thema: nicht etwa die Koalitionsverhandlungen der GroKo – nicht einmal die historische Silbermedaille unserer Eishockey-Olympioniken. Nein, die Gemüter bewegte (und erhitzte) vor allem VERO – eine „neue“ Fotoplattform, die Facebook und Instagram zeigen will, wo der Hammer hängt. Nachdem mein Newsfeed an mehreren Tagen voll war mit Postings „Ich bin jetzt auch bei Vero – wie heisst Ihr denn dort? Lasst uns mal connecten.„, hab ich auf meinem FB-Profil geschrieben, dass man mich leider auf Facebook connecten muss, da ich nicht auf VERO bin. War vielleicht ein wenig übermütig und kam tatsächlich nicht überall gut an. Wenn ich die einzelnen Kommentare richtig verstanden habe, ist es doof, sich gegen neue Sache zu sperren. Gerade weil Facebook doch so kagge ist. Und überhaupt die Reichweitenbegrenzung von Facebook und instagram und „bei VERO ist das alles viel besser„. Ich sag’s mal so: ich freue mich für jeden Menschen, der Spass hat auf dieser Plattform, aber in den letzten Jahren wurden so viele verschiedene Säue durch’s Dorf getrieben, dass ich da mittlerweile reichlich ernüchtert bin, wenn es mal wieder eine neue Plattform gibt, die tolle Sachen verspricht, bei näherer Betrachtung aber nichts (bzw. nicht viel) anderes macht als die Platzhirsche.
 
Vielleicht bin ich da auch ein klein wenig bockig, weil ich den aktuellen Hype nicht kapiere (oder ich einfach zu alt bin oder beides – sucht’s Euch aus) – immerhin gibt es die Plattform ja schon über zwei Jahre und jetzt auf einmal überschlagen sich die Statusmeldungen in den sozialen Netzwerken. Das nimmt stellenweise absurde Züge an. Die early adopter feiern die neue Plattform ausgelassen und nehmen großzügig in Kauf, dass alles noch etwas buggy und zäh läuft – die Zweifler und Nörgler schreiben, warum sie VERO doof finden und andere wiederum schreiben Abhandlungen darüber, warum sie die Nörgler und Zweifler doof finden. Und dazwischen sind diejenigen, denen das ganze Thema irgendwie ein bisschen am Popo vorbeigeht und die gern mal wieder etwas anderes in ihrem Newsfeed lesen würden. Was mich vor allem überrascht, ist die Dünnhäutigkeit vieler Protagonisten aus beiden „Lagern“. Man ist längst auf der Ebene der Meta-Diskussion angekommen und das hätte tatsächlich etwas absurd-komisches, wenn es mir nicht meinen Newsfeed zukleistern würde.

Man fühlt sich ein wenig an 2016 erinnert, dem Jahr, an dem wochenlang einfach JEDER Newsfeed mit Pokémon Go – Statusmeldungen zugemüllt wurde. Ich persönlich bin für Hypes dieser/jeder Art nicht so empfänglich – deswegen bin ich auch erst relativ spät zu Facebook und noch später zu Instagram gekommen. Pokémon Go kenne ich nur von Hörensagen und den Film Titanic habe ich wahrscheinlich als letzter Mensch auf Erden gesehen (gleiches gilt für „Avatar“). Insofern besteht also noch eine Chance für VERO … einfach mal abwarten. Wenn man an dem Ding nicht mehr vorbeikommt, kann ich mich da ja immer noch anmelden. Bricht mir ja auch kein Zacken aus der Krone …
 
Kommen wir zu den wirklich wichtigen Themen^^: eine der wichtigsten Bands der 90er und 2000er Jahre (nicht wenige sagen DIE wichtigste) ist Radiohead. Eine Band, die sich irgendwann mal komplett neu erfunden und nach einem kommerziell ziemlich erfolgreichen Album beschlossen hat, künftig einfach alles „anders“ machen zu wollen. In allen einschlägigen Ranglisten zählt „OK Computer“ zu den 10 wichtigsten/besten Platten der letzten 20 Jahre, aber ich persönlich mag (mittlerweile) das Album „Amnesiac“ aus dem Jahr 2001 noch viel mehr. Ein Album, wie es sperriger kaum sein könnte. Aber wenn man ihm ca. 10 Jahre Zeit gibt, reift es … und irgendwann liebt man es vielleicht genau so wie ich es tue. Habt also Geduld …
 
 

 
Eben sprach ich noch von virtuellen Plattformen und das Kontrastprogramm dazu hatte ich am vergangenen Wochenende. Auf Einladung des Berliner Fotografen Alexander Platz (selten habe ich einen geileren Künstlernamen gehört) war ich Gast auf der ersten „That’s my work“ – Veranstaltung im Fabriktheater Moabit. Alexander hat diese Werkschau verschiedener Künstler (vornehmlich aus Berlin – ich war da sozusagen der „Exot“) veranstaltet und es war wirklich eine tolle Sache. Mehr als 300 Besucher waren am Sonntag da und haben sich die verschiedenen Arbeiten angeschaut. Vieles war „work in progress“ – auch ich hatte ein paar Bilder dabei, die es in meinen Bildband schaffen könnten, der im Juli erscheint. Von 12 bis 18 Uhr habe ich ohne Unterbrechung mit vielen vielen interessierten Menschen gesprochen, gefachsimpelt und mich mit Kollegen ausgetauscht. Abends hatte ich Halsschmerzen, fuhr aber zufrieden nach Hause. Nicht weil es kommerziell erfolgreich war – darum ging es in keinster Weise bei dieser Veranstaltung. Aber das grosse Interesse von so vielen verschiedenen Menschen auf der einen Seite und gleichzeitig der Austausch mit den Kollegen (die man zumeist ja nur von ihren Arbeiten kennt) war sehr inspirierend. Und ich habe viele Käufer und Abonnenten meines „aj“-Magazins endlich mal persönlich kennengelernt. Wann hat man schon mal die Gelegenheit dazu …?
 
 

 
Letzte Woche hatte ich übrigens ein interessantes Shooting. Mit einem Model, das ich schon kannnte – das ich schon zwei Mal fotografiert habe. Und entgegen meiner üblichen Gepflogenheiten hatte ich mir für dieses Mal vorgenommen, eine bestimmte Idee umzusetzen. Dafür bin ich morgens vor dem Termin sogar extra noch zum Baumarkt gefahren. Ich hatte da irgendwann mal etwas gesehen. Frau mit Seil um den Körper geschlungen. Nein, kein Bondage. Das ist nicht so mein Fall. Einfach nur das Seil ein bisschen um den Körper gewickelt – so hatte ich das zumindest in Erinnerung. Da stand ich also im Baumarkt vor dem Regal mit den Seilen und fragte mich, warum es eigentlich so unfassbar viele verschiedene Variationen davon gibt. Ich bin nur froh, dass mich niemand gefragt hat, wofür ich das Seil denn benötige – ein Grund, warum ich mich auch unbedingt allein durchwurschteln wollte. Ich habe dann einfach das dickste Seil von der Rolle genommen. Sah halt gut aus. Aber wie viel braucht man davon? Konfektionieren (sprich auf die gewünschte Länge zuschneiden) musste man das nämlich selbst. Hab dann einfach mal abgerollt und abgerollt und abgerollt und irgendwann schien es mir genug. Mit dem Seitenschneider abgetrennt und an der Kasse mass man dann stolze 15 Meter. So viel darf ich verraten: ist zu viel …!^^
 
 

 
Beim Shooting dann: „prima, das hätten wir im Kasten … Du … ähm, ich habe da noch so eine Idee …“ [Griff nach hinten] „schau mal, ich hab da was besorgt“ [leichtes Stirnrunzeln beim Model] „wickel das doch bitte mal um Dich rum und dann fotografiere ich Dich“ [etwas heftigeres Stirnrunzeln beim Model – eine Mischung aus Panik und Verzweiflung machte sich breit – übrigens auch bei mir selbst; denn irgendwie klang das bescheuert und es fühlte sich bescheuert an, zumal ich ja eigentlich gar nicht so recht wusste, was GENAU ich denn da eigentlich wollte] … „ähm, vielleicht nimmst Du doch nicht das GANZE Seil, weil ich dann nämlich nichts mehr von Dir sehe“ [die Panik war verflogen – wir nahmen es beide mit Humor; war halt ’ne Sch***-Idee] … „ja, okay lass mal so … hmmm … sieht gar nicht so doof aus … okay dreh Dich mal mehr zum Licht … hmmm das ist eigentlich ganz cool“ [die Sch****-Idee hatte Potential – Heureka!]. Den Namen des Models habe ich bis hier hin extra verschwiegen und ich zeige auch keine weiteren Bilder – das Ganze arbeite ich noch mal in einem separaten Blog-Beitrag auf … stay tuned!
 
So nachdem Ihr jetzt erfahren habt, wie sorgsam und penibel ich meine Shootings vorbereite und wie konsequent und souverän ich meine Ideen jedes Mal am Set umsetze *hüstel*, habe ich noch einen Musik-Tipp für Euch: der größte Hit – streng genommen sogar der einzige – von Radiohead. Der Hit, der dazu führte, dass sie ihre Musik anschließend radikal änderten, weil sie Angst hatten, im Mainstream zu landen. Der Song, den sie beinahe 20 Jahre nicht mehr live spielten (erst vor wenigen Jahren tauchte er wieder in der Setlist auf). Ein Monster von einem Hit und ich gebe gern zu, dass ich JEDES Mal Gänsehaut habe, wenn ich ihn höre. Und manchmal sogar ein klein wenig mehr. Hier in der grandiosen Acoustic-Version, die mindestens genau so gut wie das Original ist. Augen zu und geniessen …
 
 

 
Übrigens: am Samstag (3.3.) bin ich in Detmold auf der Learn & Give Veranstaltung und halte dort einen kleinen Vortrag. Vielleicht habt Ihr ja Lust, vorbei zu kommen? Ist ne Sache für den guten Zweck – alle Referenten treten ohne Honorar an und es gibt ganz sicher das ein oder andere Interessante zu hören. Und Zeit für einen kleinen Klönschnack bei nem Käffchen oder Bierchen gibt’s vielleicht auch. Ich schätze, dass ich ca. von 12-17 Uhr vor Ort bin. Leider nicht länger, aber den nächsten Tag geht’s dann schon wieder ganz früh nach Usedom. Hier gibt’s Infos zum Learn & Give: www.learnandgive.de
 
Ich kann Euch aber nicht in’s wohlverdiente Wochenende entlassen ohne noch mal mit etwas Wissenswertem (trivia) um die Ecke zu kommen:

Algerien, Südkorea, Ghana und Saudi Arabien sind die einzigen Mannschaften, die noch nie gegen England im Fußball verloren haben.

Weisste Bescheid!
 
 
In diesem Sinne: haltet die Ohren steif und bleibt mir gewogen …
 
Cheers!
Andreas