
Es ist Sonntag. Kurz vor 20:00 Uhr. Gleich kommt der Tatort. Ob ich mich heute darauf konzentrieren kann, weiss ich noch nicht. Vor wenigen Stunden ist das 8. „aj“ MeetUp auf Usedom zu Ende gegangen. Am Donnerstag ging es gegen Mittag los. Offiziell, denn bereits einen Tag vorher haben sich gefühlt die Hälfte der Teilnehmer im Hotel Baltic in Zinnowitz versammelt, um sich schon mal „einzustimmen“ auf das, was Annette und ich als großes Familientreffen bezeichnen. Auf das, was sich mal wieder als die intensivsten 72 Stunden unseres Fotografie-Jahres entpuppte.
„Mach doch mal eine Dokumentation über Euer MeetUp„, sagte Tim, der Hotelchef und seit 2017 Gastgeber für unser MeetUp mir nach dem ersten Tag. „Stell ein paar Kameras auf und film doch mal, was hier abgeht. Das glaubt Dir ja keiner, was Ihr hier auf die Beine gestellt habt!„. Ich verstehe das Ansinnen, aber in mir sträubt sich alles dagegen. Ja, ich bin stolz darauf, dass erneut fast 150 Fotografie-verrückte Menschen den Weg nach Usedom gefunden und dabei z.T. aberwitzig weite und lange Anreisen auf sich genommen haben. Aber größer soll es ja gar nicht werden. Diejenigen, die dabei waren, werden mit hoher Wahrscheinlichkeit wiederkommen wollen. Und sie werden anderen davon erzählen. Mund-zu-Mund-Propaganda nennt man das und besser geht es ja gar nicht. Größer ist nicht immer besser. Nicht selten ist es das Gegenteil. Also wieder keine große Berichterstattung – dafür der Versuch einer Gefühlsbeschreibung. Ganz ohne Bilder. Denn ich habe keine gemacht, mit Ausnahme einer verwackelten Handy-Aufnahme um 1:00 Uhr früh während des Tanz-Marathons im Überschwang der Gefühle. Und das bringt es eigentlich auch schon sehr gut auf den Punkt: Annette und ich haben dieses MeetUp sehr genossen, auch wenn es uns an unsere körperlichen und geistigen Grenzen gebracht hat (und damit meine ich jetzt nicht die Tatsache, dass ich während des Tanzmarathons knapp 5 Stunden durchgetanzt und trotzdem nicht gewonnen habe …^^). Zu sehen, wie viel Spass alle Teilnehmenden hatten und das Feedback derer, die das erste Mal dabei waren und sich so wohl fühlten, dass sie das nächste Mal wiederkommen wollen, macht uns glücklich.
Wie soll man aber Jemandem, der noch nie dabei war, erklären, was das „aj“ MeetUp ist? Lässt sich das überhaupt angemessen dokumentieren? Ich versuche es erst gar nicht. Vielmehr bedanke ich mich bei Allen, die dabei waren! Auch bei Jenen, die wir gar nicht so häufig gesehen haben, weil sie „ihr Ding“ gemacht haben. Es gab in der Vergangenheit den ein oder anderen Moment, in dem ich mich ob der Grüppchenbildung etwas grämte und dass es Teilnehmende gibt, die einfach bei keinem Punkt der Agenda dabei sind, aber ich respektiere das mittlerweile und offen gestanden bereitet es mir sogar Freude, oft erst NACH dem MeetUp zu sehen, was der ein oder andere fotografisch auf die Beine gestellt hat – wenn nämlich in den sozialen Medien die Bilder vom MeetUp auftauchen. Meine oberste Priorität bleibt aber, Fotografie-interessierte Menschen zusammenzubringen und ihnen eine Bühne zu geben. Der Austausch untereinander – von Angesicht zu Angesicht! – ist so wertvoll und schon manche Freundschaften sind dabei entstanden (und hin und wieder sogar mehr ❤️). Das Rahmenprogramm ist insofern besonders, als es von den Teilnehmenden gestaltet wird – keine Gast-Stars mit kurzen Auftritten und Frontbeschallung (und anschließender Rückreise, weil „keine Zeit“), sondern alles auf Augenhöhe. Und trotzdem – oder wahrscheinlich sogar genau DESWEGEN – hatten wir auch in diesem Jahr wieder ein LineUp, das sich keinesfalls hinter anderen Großevents verstecken muss. Nur mit der Besonderheit, dass das „aj“ MeetUp gar kein Groß-Event sein will und als einziges seiner Art ganz ohne Industrie-Sponsoring auskommt. Nicht weil, es keine Interessenten dafür gibt, sondern weil ich es nicht will. Leica ist seit dem zweiten „aj“ MeetUp dabei, aber Leica gehört zur Familie und jeder, der Markus und Tom während der drei Tage erlebt hat, weiss, was ich damit meine. Und dass sich dieses Jahr auch der Hotelchef Tim Dornbusch immer wieder unter die Teilnehmenden gemischt hat, hat irgendwie den Kreis geschlossen, denn es war damals die Idee von Tim, mal ein größeres Event dieser Art in seinem Hotel auf Usedom zu machen und das also ist aus der Schnaps-Idee von 2016 („Tim, wer um Gottes Willen soll denn im Dezember nach Usedom kommen?“) geworden …! 😎
Es verbietet sich, irgendjemanden hervorzuheben … eigentlich …; denn ich denke, dass ich im Namen aller sprechen kann, wenn ich sage, dass die Ausstellung „Armenia“ von Azat Avetisian schon etwas ganz Besonderes war bei dem diesjährigen MeetUp. Noch viel mehr als seine großartigen Bilder waren die Teilnehmenden von Azat selbst beeindruckt – so bescheiden und demütig, wie er da stand und immer wieder erklärte, dass er gar nicht so recht erklären kann, wie er die Bilder gemacht hat, denn er habe sie eben „einfach nur gemacht“. Ich freue mich für Azat, dass die Menschen ihn und seine Kunst mit so viel positivem Feedback entgegnet sind und seinen Bildband gekauft haben. Und dann sind da noch Ilka und Sven, die gemeinsam das „Team Chaos“ bilden (dieser Name hat ganz viel mit dem MeetUp zu tun, aber das würde hier den Rahmen sprengen^^) und die einfach IMMER dabei sind. Zwei Herzensmenschen, die immer gute Laune versprühen – auch wenn das Leben mal ausgiebig Zitronen verteilt. Längst verbindet uns eine Freundschaft, auch wenn wir uns selten mehr als 2-3 mal im Jahr sehen – auch DAS kann Fotografie im Allgemeinen und unser MeetUp im Besonderen. Auch Sarah gehört dazu – so viele Jahre kenne ich sie schon und mein Herz geht auf, wenn ich sehe, wie sehr sie sich als musikalische Künstlerin etabliert hat – ihr Konzert am Samstag Abend gehört definitiv zu einem der vielen Highlights des diesjährigen MeetUps.
Ich will den Text nicht zu lang werden lassen, aber glaubt uns einfach, wenn ich sage, dass wir – die beste Ehefrau von allen und ich – immer noch beseelt sind von diesen wilden 72 Stunden und ich schätze, das wird noch eine ganz Zeit anhalten. Wir hoffen, dass wir Euch nächstes Jahr alle bei bester Gesundheit wiedersehen – das 9. „aj“ MeetUp findet vom 3.-6. Dezember 2026 statt!
Wer nicht dabei war, kann HIER noch mal nachschauen, welche Bühnentalks, Vorträge und sonstigen Programmpunkte (Ausstellung, Konzert) er verpasst hat. Aber glaubt mir: ihr habt viel mehr verpasst … 🥰 (und kaum habe ich diesen Text fertiggestellt, sagt mir die beste Ehefrau von allen, dass sie für Instagram ein kleines Reel aus Bildern erstellt, die sie während des MeetUp gemacht hat … na toll! 🙈)

Im Vordergrund: Anoush, Schwester von Azat, die dieses Jahr die weiteste Anreise zum MeetUp hatte (tatsächlich ist sie extra für das Event aus Los Angeles angereist)