aj’s trivia (#48)


Foto: Yasemin Roos
 
 

aj’s trivia*
(Folge 48)
 
*trivia: „wissenswerte Kleinigkeiten, „dies und das, manchmal auch Kurioses“ [Wikipedia]
 
 
Es ist mal wieder spät – 00:10 Uhr und damit der ganz frühe Freitag – und heute tue ich mich wirklich schwer mit der trivia. 10 Stunden Autofahrt (Hamburg und retour) liegen hinter mir; denn ich habe die neue „aj“ Ausgabe (#03) von der Druckerei abgeholt. Kartons eingeladen und noch eben auf ’n Pott Kaffee in „Peter’s Futterkrippe“ – eine lieb gewordene Tradition, obwohl der Kaffee dort eigentlich gar nicht sooo lecker ist, aber es ist irgendwie urig da und den Kaffee gibt’s aus ’nem Pott wie ich es am liebsten mag. Und ohne einen Blick auf (in) das, was ich da gerade in gedruckter Form abgeholt habe, kann ich nicht zurückfahren. Meine Bilder – also sollte mir vertraut sein, was da vor mir liegt und dennoch ist es immer wieder irgendwie surreal. Und schön.
 
10 Stunden Autofahrt – davon habe ich ca. 7 Stunden Tom Waits gehört. Auch jetzt läuft es wieder – irgendwie passt seine Musik noch besser in die Zeit nach Mitternacht. Letzte Woche habe ich dem „ollen“ Tom ja bereits quasi eine Spezialausgabe gewidmet und heute schiebe ich noch einen Anspieltipp hinterher – aber nicht irgendeinen: „On the Nickel“ ist mein Lieblingssong von Tom Waits – erschienen 1980 auf dem Album „Heartattack and Vine“. Mit einer Textzeile für die Ewigkeit …:
 
„I know a place where a royal flush never beat a pair
And even Thomas Jefferson is on the nickel over there“

 
 

 
 
Nach Hause gekommen und unterwegs von grösseren Staus verschont geblieben – kann aber auch sein, dass ich es nur so wahrgenommen habe; denn irgendwie war ich während der Fahrt im Waits-Kosmos. Gefährliche Sache beim Autofahren – nächstes Mal vielleicht doch wieder Scooter? Geht aber auch nicht – dann fahre ich regelmässig zu schnell (mit Musik von Scooter hat so ein Durchschnittswagen locker 20 PS mehr, schätze ich …). Vielleicht war ich aber auch nur von dem Geruch des frischen Druckwerks benebelt – den ganzen Wagen voller frisch verleimter Bücher … fällt das eigentlich nicht bereits unter das Betäubungsmittelgesetz? Müsste man vielleicht mal recherchieren …
 
Zuhause dann Kartons ausladen und das grosse Verpacken beginnen. Abonnenten zuerst – so viel Bevorzugung muss schon sein für Menschen, die mir ein so grosses Vertrauen entgegenbringen, dass sie alles haben wollen, wo „aj“ drauf steht. Trotz guter Vorbereitung am Vortag (die Playlist-Karten sind unterschrieben und die kleinen Classic-Prints für die Abonnenten sind ebenfalls signiert) dauert die ganze Aktion mit tatkräftiger Unterstützung der besten Ehefrau von Allen locker drei Stunden. Kurz was essen, ein bisschen Zerstreuung vor der Glotze („The Voice“ – täusche ich mich oder war da früher nicht mehr „Lametta“?) und jetzt also hier am Rechner. Und wieder mal keine Ahnung, was ich schreiben soll. Ob der Bushmills hilft? Keine Ahnung. Aber lecker isser …
 
Beim Verpacken meiner Bildbände und meines Magazins habe ich immer die gleichen Gedankengänge: sie kreisen von „was ist das doch für ein öder Scheiss-Job“ über „irgendwie cool ist es ja schon, hier sein eigenes Zeug für den Versand in alle Welt fertig zu machen“ bis einfach nur unendlichem Stolz. Und Dankbarkeit. Dass es so viele Menschen gibt, die das sehen wollen, was ich mache. Aber was ist das eigentlich, was ich mache? In einem Buch über Tom Waits schreibt Frank Black (der von den Pixies – weisste Bescheid?) im Vorwort über die Musik von Tom Waits
 
„es ist nicht leicht, jemandem etwas zu erklären, das eigentlich gefühlt werden sollte“.
 
Ich denke, das ist es, was auch Fotografie kann (nein, können MUSS!): Gefühle transportieren. Etwas beim Betrachter auslösen. Und sei es nur Irritation (womit ich wieder bei meiner trivia von letzter Woche und Tom Waits wäre). Alles ist gut solange es keine Gleichgültigkeit ist. „Tut nicht weh, habe ich aber nach drei Sekunden wieder vergessen.“ Das ist das Schlimmste. Wir alle kennen dieses Phänomen von Instagram und Co. Bildgewordene Fahrstuhlmusik sozusagen. Wie viel besser ist dann doch die Musik von Tom Waits – auch und gerade die Songs, die beim ersten Hinhören einfach nur nach Kakophonie klingen. Aber achtet bitte mal auf die Lyrics …!
 
 

 
 
Es ist gut, sich (als Fotograf) inspirieren zu lassen. Aber das sollte auf keinen Fall beschränkt sein auf andere Fotografen. Filme, Bücher, Musikvideos – alles, was einen begeistert, ist irgendwie auch Inspiration für das, was man selbst macht. Meine Tipps: Musikvideos von Anton Corbijn, Filme von Wim Wenders und Jim Jarmusch. Und die unauthorisierte Biographie über Tom Waits (von Barney Hoskyns).
 
Für die aktuelle Ausgabe von „aj“ habe ich auch zwei Männer fotografiert. Angezogen und nackt. Und ich war mit einem von ihnen in einem heruntergekommenen Freizeitpark. Es war menschenleer. Und es hat geregnet. Tom Waits hätte seine Freude daran gehabt – da glaube ich ganz fest dran …
 
 

 
John-Erik war auch da – Beweise liefere ich in Ausgabe #03 von „aj“ … ;)
 
Was war noch? Ach ja: nächstes Jahr halte ich ein paar Vorträge an unterschiedlichen Orten – u.a. Anfang März in Detmold bei der gemeinnützigen Veranstaltung „Learn & Give“. Nachdem es dieses Jahr terminlich nicht geklappt hat, bin ich froh, dass ich mich nächstes Jahr dafür frei schaufeln konnte. Das erinnert mich daran, dass ich dem Veranstalter noch das Thema liefern muss, über das ich referieren will. Und was soll ich sagen … soeben ist mir eines eingefallen. Der Bushmills kann was, schätze ich … aber jetzt muss ich in’s Bett.
 
In diesem Sinne …: haltet die Ohren steif und bleibt mir gewogen.
Bis die Tage!
 
 
Cheers!
Andreas